In Freiberg werden wieder Solarmodule hergestellt. Nach der Solarworld-Insolvenz hat der Schweizer Photovoltaikspezialist Meyer Burger den Standort übernommen und Ende Mai 2021 die Fertigung angefahren. Dabei spielt die Partnerschaft mit dem in der Automobilindustrie und vor allem auch in der E-Mobilität etablierten Automatisierungstechnik-Experten Aumann Limbach-Oberfrohna eine wichtige Rolle.
Gemeinsam haben beide Unternehmen eine rund zehn Jahre alte Technik aus dem Dornröschenschlaf geholt. Die heutige Aumann Limbach-Oberfrohna GmbH war damals der Generalunternehmer für die anlagentechnische Ausstattung, Meyer Burger hat prozessrelevante
Maschinen geliefert. „Wir konnten die Produktionslinie mit einem überschaubaren Aufwand umbauen und modernisieren, haben von der modularisierten Auslegung und vor allem von dem vorhandenen Wissen zu Technik und Prozessen profitiert“, sagen Dr. Gunter Erfurt, CEO der Meyer Burger Technology AG, und Holger Kühne, Geschäftsführer der Aumann Limbach-Oberfrohna GmbH.
Energie aus der Sonne kosten- und klimafreundlich gewinnen
Die Wiederbelebung der Solarindustrie in Freiberg resultiert aus dem Strategiewechsel bei Meyer Burger vom Maschinenbauer für die Branche zum Hersteller von Hochleistungs- Solarmodulen mit eigenen Zellen, eigenen Technologien und eigenen Maschinen. Die Anlagen werden in Hohenstein- Ernstthal gebaut, die Zellen kommen aus Thalheim/Sachsen-Anhalt. Hintergrund für die Neuaufstellung ist nicht zuletzt, den Technologietransfer nach China zu stoppen. Das Land hat im vergangenen Jahrzehnt die Wertschöpfung für eine der koste günstigsten und klimafreundlichsten Technologien zur Elektrizitätsgewinnung, die auch für den Erfolg der E-Mobilität essenziell ist, dominiert.
„Die Innovationskraft der Solarbranche und eine vorausschauende europäische Industriepolitik können hier nachhaltige Effekte für Deutschland und Europa schaffen“, betont Dr. Erfurt. Meyer Burger geht in diesem Sinne bereits die nächsten Schritte und baut die Produktionskapazität in Freiberg von aktuell 400 Megawatt auf ein Gigawatt aus. Mit im Boot ist wieder das sächsische Aumann-Team mit seinem Know-how für intelligente Automatisierungslösungen, das es bereits in zahlreichen Automotive-Projekten, u. a. für emissionsfreie Antriebstechniken und für innovative Elektronikfertigungen, bewiesen hat. „Wir werden mit der neuen Linie sozusagen noch einen Gang höher schalten, was Produktivität, Qualität und technische Verfügbarkeit betrifft“, erklärt Holger Kühne.
Im Vergleich zur bestehenden Anlage wird sich der Automatisierungsgrad um etwa 20 bis 30 Prozent erhöhen. Ein weiteres Projekt, bei dem die Kompetenz von Aumann gefordert ist, steht bereits auf der Agenda. Meyer Burger errichtet ein neues Werk im US-Bundesstaat Arizona mit einer Anfangskapazität von 400 Megawatt. „Es ist Teil unserer Nachhaltigkeitsstrategie, dezentral zu produzieren und lange Transportwege zu vermeiden“, erklärt Dr. Erfurt.
Strom vom Autodach
Noch viel Potenzial in Sachen Nachhaltigkeit sieht er beim Thema Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge. Autos mit Solardächern können hier einen Beitrag leisten, um Klimaanlage, Beleuchtung oder andere Nebenaggregate zu versorgen, um Reichweiten zu verlängern oder auch das Hochvolt-System zu laden. „Bisher befassen sich vor allem Startups mit diesen Chancen“, so die Erfahrung von Dr. Erfurt.
Quelle: Autoland Sachsen, Ausgabe 1-2022